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Seit vier Jahren bin ich beim Menschen, und wir machen zur Feier des Tages wieder einen Ausflug. Hedwig und ich reisen in der Fototasche, in die wie immer viele Leute hineingucken, aber uns nie um ein Autogramm bitten. Wir fahren mit einem roten Bärentransporter von Herisau in ein Tal voller Wolken. «Oben scheint sicher die Sonne, der Westwind treibt die Wolken weg», doziert der Mensch, «und wir können das Panorama sehen.» Der Berg heisst ‹Hoher Kasten›.

Wir schweben in die Höhe. Unser neuer Bärentransporter ist wieder eine Kiste an Seilen. Ist die konzisi… kones ?… ja Moses, sie ist konzessioniert … und wir schweben damit auf diesen Hohen Kasten. Die Kiste für auf den Kasten. Es hat hier Platz für 35 Menschen, steht auf der Anzeige. Die Seilbahn gibt es seit 1964.

Hier sieht man, was man sieht. Die Tafel zeigt, was man sehen könnte, wenn man sehen könnte. Wir schauen uns das Panorama an und ich hole mir dabei ein nasses Fell. Der Mensch steckt dann seine Nase in meinen Mohairpelz und meint, ich dufte ein wenig. Das hat er vor drei Jahren schon gesagt und mit einem Bad gedroht. Bis jetzt war das aber nicht nötig.

Wir machen wieder ein Turmbild. Der Turm ist 72m hoch und wurde 1999 gebaut. Ganz oben, wo er aufhört, ist noch mehr Nebel. Und es windet! Mein Seidenband flattert, aber es fliegt nicht davon, es ist gut angebunden. Wenn der Himmel schon nicht blau ist, dann wenigstens ein Stück Bär. Es gibt hier auch noch einen geologischen Wanderweg.

Ah, ein Automat. Das Papier muss mit den schwarzen Strichen dort hingehalten werden, wo der Pfeil hinzeigt. Dann piepst und blinkt es und das Metallkreuz dreht sich. Ich zeige das dem Menschen, damit er weiss, wie es geht, wenn er mal alleine reist und mich nicht fragen kann.

Hier geht’s runter. Wir werden an diesen Seilen in die Tiefe fahren! Hedwig ist ein bisschen still. Es hat Wind und die Kabine schaukelt ein bisschen. Man baumelt im Regen, und die Wolken sind immer noch da.

Das ist fies! Es wird hell im Westen, jetzt wo wir Richtung Tal unterwegs sind. Der Wind ist weg, und regnen tut’s auch nicht mehr. Mein Pelz ist schon fast wieder trocken, der Mensch frottierte mich.

Unser bewährter gelber Bärentransporter kommt an. Das Dorf Brülisau hat 500 Einwohner und viele Kühe. Es liegt im Kanton Appenzell Innerrhoden wo sie relativ speziell sprechen*. Schutzpatron der Kirche ist der Heilige Sebastian. Wir machen uns auf den Heimweg.


* Wörtlich übersetzt: Wer viel fortgeht, kommt viel heim. Im übertragenen Sinn «alles gleicht sich aus, alles hat auch seine guten Seiten.» Auf einem Brieflein Zucker gefunden, via die Appenzeller Kantonalbank.