Geschrieben von Perikles Steiff-Bär
Die Jungs haben so viel von Basel erzählt, da beschloss ich, zusammen mit unserem Menschen auch einmal hinzufahren. Am Vormittag sind wir noch in Zürich unterwegs, in der ‹Enge›. Da steigt der Mensch eine enge Treppe hinunter in einen Keller voller Bücher. Percy hätte sich gefreut, das muss ich ihm erzählen. Es geht, soviel ich den Gesprächen entnehmen kann, um Bärenbücher. Recht so.
Von der Brücke über die Geleise mache ich dann ein Foto; die Kamera ist leider so klein, dass immer ein wenig Pelz auf dem Bild ist. Ich hoffe, wir erhalten nächstes Jahr eine bärengerechte Kamera. Das Bild von mir hat der Mensch gemacht. Seine Pfoten haben Finger.
Der Bahnhof in Basel ist vorne und hinten offen, damit der Wind schön hindurch ziehen kann. Die Treppen sind so schmal, dass sie wohl bei der Planung vergessen worden waren und nachträglich eingebaut werden mussten. Ich werde von links und rechts angerempelt, aber mein Mensch hält mich fest, so das wir nicht getrennt werden. Ein Gewusel ist das!
Wir rattern mit dem Tram über den Rhein zur Kaserne und in die ‹KaBar›, wo ich auf einen Tisch gesetzt werde und alle mich begrüssen. Alle, also diejenigen, die mit Moses im Bärentheater mitspielen. Heute Abend gebe es vom Jungen Theater Basel ein Stück, meint mein Mensch, es könne laut werden, und montiert mir zwei Ohrstöpsel.
Komische Farbe und komisch gummig, aber ich bin froh darum. Bären haben ein sehr gutes Gehör, so wie Katzen – wir hören alles, aber nicht immer zu. Der Mensch gibt mir die Kamera, da ich am Boden sitze. Zuerst erscheinen zwei Beine im Bild. Schön. Ganz aparte Strümpfe.
Die Halle ist noch leer, aber schon bald kommt Bewegung in die Leute. Es hat keine Bühne und Stühle, so wie im Theater, wo Bären und Menschen stundenlang stillsitzen müssen. Hier wird der Raum mit Bewegung gefüllt. Spannend. Ah, mein Mensch, wo ist er denn hingekommen? Und wo ist mein linker Ohrstöpsel? Es ist LAUT. Es herrscht Krach!
Lange Stangen werden zur Decke hochgezogen, und dann fallen Vorhänge herunter, auf denen Bilder erscheinen, und der Mensch bringt mir meinen Ohrstöpsel. Die Bilder werden direkt von einer Kamera auf die Vorhänge projiziert – so sehen wir immer, was die Theateristen machen, denn sie haben die Kamera dabei. Nun werden Paletten aufgestapelt, diagonal im Raum. Mein Ohrstöpsel ist wieder weg.
Wir laufen in der ganzen Halle herum, niemand steht still, der Stöpsel ist zum zweiten Mal zurück im Ohr, es werden ganz viele Worte gesprochen. Sie redt so schnäu er chare fasch nid fouge, sagt mein Mensch. Es blitzt und donnert gewaltig aus dem grossen Zelt in der Mitte der Halle. So viel Energie, und wohin damit?
Spätabends ist die Stadt leer. Wir warten auf das ‹Drämli› (sagen die Leute hier, und dafür rollen sie das ‹r› so komisch im Hals herum), damit wir zum Bahnhof zurück und von dort nach Hause kommen.
Textzeile aus Züri West: Lue zersch wohär das dr Wind wääit
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