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Beau Grummel grummelt. «Ich reise in der Fototasche», hört man ihn gedämpft durch den Stoff. Eine höchst unbärische Transportmethode! Es geht nach Zürich, wo Ende September gut 130 Gebäude zur Besichtigung offen stehen, und für die teilweise geführte Rundgänge angeboten werden. Der Anlass ist Teil einer weltweiten Bewegung, die sich seit 1992 zum Ziel setzt, Architektur erlebbar zu machen und verschlossene Häuser Besuchern zu öffnen.

Beau Grummel studiert den Katalog und wählt mögliche Gebäude aus. Wie wir sehen, ist er wieder an der frischen Luft, und seine Laune hat sich merklich gebessert: «Hier, Mensch, das wollen wir uns anschauen!» (Wir werden drei Stationen schaffen.)

Erste Station ist das ‹Bananenhaus›. Es wurde 1926 erbaut und war der Firmensitz der ‹Westindischen Bananen-Centrale›. Heute ist hier die Schule für Gestaltung Zürich untergebracht. Beau Grummel sitzt auf der Brüstung des Balkons der ehemaligen Direktorenwohnung und trägt noch den Kleber vom Ritterhaus. Im Hintergrund steht der Turm der evangelischen Johanneskirche, die vor 125 Jahren eingeweiht wurde. Wir befinden uns im Industriequartier.

Weiter geht es zum ‹Roten Turm›, der seit 2004 auf dem Pausenplatz der Technischen  Berufsschule in Zürich steht. Der Pausenplatz ist eine Dachterrasse. Schön.

Beau Grummel geniesst die Aussicht von der Plattform des Turmes, der aus Holz konstruiert ist. Das Haus mit den roten Fensterläden rechts in den Bäumen ist das ‹Drahtschmidli›.

Wir schauen über die Limmat auf das Flussbad Oberer Letten mit seinen Graffitis. Aus den Bäumen des Schindlerguts leuchtet die ‹Villa Vita› vom Schweizerischen Roten Kreuz. Das Haus stammt aus 1871 und hiess ursprünglich ‹Villa zum oberen Engenweg›. Bauen liess sie eine Pauline Escher.

Wir reisen quer durch die Stadt und stehen dann am Fuss des Hochhauses ‹Zur Palme›. Das Gebäude stammt aus 1964. Man schrieb darüber:

«Langgestreckte niedere Flügel längs Strassen (Läden) als Auftakt zu dem windmühlenartig geformten Hochhaus in der Mitte des Blocks. Verklammerung dieser beiden Bauteile, jedoch so, dass der hoch strebende Teil, auf eigenen mächtigen Stützen stehend, sich klar von den niedrigen Bauten abhebt.

Zwei ineinander verschlungene Spiralrampen, getrennt für Auf- und Abfahrtsverkehr, führen zur weiten Parkierungsterrasse über dem zweiten Obergeschoss und zur Kellergarage. Die horizontal und vertikal Durchdringung der Aussenräume und Baukörper ergibt stets wechselnde Perspektiven.»

Der Aufgang zur Dachterrasse ist nicht ganz gefahrlos. Menschen haben fragile Köpfe. Das Haus hat offiziell keinen 13. Stock.

Zürich liegt Beau Grummel zu Füssen, und wie unser Titelfoto beweist, ist er ziemlich schwindelfrei. Das Haus ist denkmalgeschützt, und die Inneneinrichtung ist teilweise noch vorhanden. Die Büros der ChefChefs hatten ihre eigenen kleinen Terrassen!


Zitat aus: https://www.steigerconcept.ch/projects/hochhaus-zur-palme