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Die Trolleybuslinie 31 der VBZ durchquert die Stadt Zürich von Witikon bis an die Grenze zu Schlieren. Einst war das eine Tramlinie mit der Nr 1, wenigstens auf einem Teil der Strecke. Seit 1954 fahren Busse, und die Linie 1 gibt es nicht mehr. Die Trolleybusse sind l a n g. ‹Doppelgelenkbusse› heissen sie, sie haben zwei Gelenke und winden sich um Kurven wie Tausendfüssler. Zwei Stromabnehmer sind die Fühler. Es gibt 35 Haltestellen, je nach Verkehr dauert die Fahrt etwa eine Dreiviertelstunde.

Hier sitze ich im Laub an der ‹Kienastenwies›, wo die Linie 31 wendet. November 2018, ich kann ohne Schal um den Hals an einem Blümlein schnuppern. Der Bus fährt durch viele Strassen, in denen es ganz verschieden duftet. Die Menschen duften auch verschieden, da mag ich aber nicht dran schnuppern.

Haltestelle Farbhof im Sommer 2019, es wird gebaut. Ich untersuche die alten Bestandteile, die hat man achtlos auf einen Haufen geworfen. Abfall. Was wohl daraus werden wird?

Haltestelle Farbhof mit einem Tram der Linie 2. Heute sieht das ganz anders aus. Der Bus biegt ab und das Tram fährt gerade aus. Das ist eine historische Aufnahme, meint der Mensch. Viel mehr Grün ist auch heute nicht zu sehen.

Der Bus 31 fuhr früher bis nach Schlieren. Jetzt verkehren dort die Limmattalbahn und das Tram 2. Im Januar 2021 verkehrte aber gar nichts, da gab es ein bisschen Schnee, und alles stand still.

Die Linie 31 wendet nun im ‹Hermetschloo›, nichts als graue Wolken und graue Industriebauten und Zäune und leere Plätze. Nebenan steht der Güterbahnhof, eine Haltestelle heisst ‹Micafil›. Die Firma gibt es aber nicht mehr, dafür eine Wohnsiedlung mit dem Namen.

Sihlpost, Stadtkreis 1. Ich helfe dem Menschen mit der Korrespondenz. Es geht ein Brief nach Deutschland zu Herr und Frau Pistorius. An der Haltestelle mit dem gleichen Namen fahren die Tram 3 und 14 sowie Bus 31.

Die Linie 31 hält auch am Central. Da ist es nicht weit zur Pestalozzi Bibliothek und einem warmen Kaffee aus der Maschine. Im Erdgeschoss war eine Cafeteria geplant, dann kam die zweite Grosse Pause, und nun steht nur noch das Mobiliar dort. Schade.

Wir sind in der Altstadt, am Neumarkt 12, und kommen an einem korrekt beschrifteten Geschäft vorbei, das erst seit kurzem geöffnet ist. Da war früher der Meinrad mit den Bären, doziert der Mensch. Ich werte die Schaufensterdekoration auf. Die Kerzen in den Laternen sind echt.

Das ist die Haltestelle am Neumarkt, Bus 31 und Tram 3. Die Schriftzeichen sind nicht von mir, ich schreibe schöner. Man sieht das überall in Zürich, Menschen markieren so ihr Territorium.

Hegibachplatz. November 2021, ich bin froh um den Schal, den der Mensch mir geliehen hat. Geliehen? Die Drähte hinter mir sind Stromleitungen; hier fahren Trolleybusse und Trams und die Forchbahn. Die Leitungen kreuzen sich. Die Strassen sind manchmal steil.

Wir machen Halt beim Kunsthaus und bewundern das Lichtspiel an der Fassade. Ein kleiner Weihnachtsbaum ist aufgestellt worden, und an der Haltestelle verkauft die Pfadi Augua selbstgemachtes Gebäck. Der Mensch gibt eine Münze und packt das knisternde Beutelchen sofort weg, für mich! sagt er.

Zurück am Central. Unter uns fliesst die Limmat, wir laufen über die Bahnhofbrücke in den Hauptbahnhof, wo der grosse Bärentransporter wartet. Wir sind nicht die einzigen Passagiere, und es hat viele Einkaufstaschen auf den Sitzen und zwischen den Beinen der Menschen. Ich sehe aber keinen anderen Bären. – Matthias